Amor Honig & die Liebe

Wenn Amors Pfeil trifft, ist es meistens Liebe auf den ersten Blick.

Nr. 02 // JA // 2022
Text:
Yvette Reinberger
Fotos:
adobestock.com
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Laut einer Umfrage des INSTITUT FÜR DEMOSKOPIE ALLENSBACH, zeigen sich die Symptome in allerlei Formen. Die einen haben Herzklopfen, die anderen spüren Schmetterlinge im Bauch und wieder andere erzählen von einem Dauerstrahlen auf ihrem Gesicht. Ganz egal wie es sich zeigt, klar ist, die Sehnsucht nach diesen Gefühlen ist gross. Denn die Liebe, so sagt man, ist ja bekanntlich die grösste Macht. Und das Glücksgefühl wenn zwei Menschen sich finden, kann grösser kaum sein.

Ja, wenn Amors Pfeile fliegen, dann immer direkt ins Herz. Wie macht er das bloss.

Darüber haben sich schon viele Menschen in den letzten Jahrhunderten Gedanken gemacht. Glaubt man der Mythologie, ist es ganz einfach zu erklären. Amor liebt Honig. Man munkelt, dass er seine spitzen Geschosse zusätzlich in Honig taucht und so die Herzen der Menschen mit honigsüsser Liebe erfüllt. Was für eine zauberhafte Vorstellung oder vielleicht doch Wirklichkeit. Denn, dass Amor ein Honigliebhaber war, das zeigt zum Beispiel das berühmte Gemälde Venus mit Amor als Honigdieb, gemalt von Lucas Cranach dem Älteren und zu bewundern in der Sammlung der National Gallery in London. Auf dem Gemälde wird Amor von wütenden Bienen angegriffen und gestochen, weil er Honig aus ihrem Nest geklaut hatte.

Bleiben wir doch einfach einen Moment, bei diesem zauberhaften Bild.

Denn, wenn unser Herz schneller klopft, wir Schmetterlinge im Bauch spüren und sich alles in uns nach honigsüsser Liebe anfühlt, ist der Honeymoon oft schon in Sicht. Der Begriff «Honeymoon», für die aufregenden Flitterwochen ist immer noch in aller Munde. Dieser Ausdruck kommt von der Tradition, dass die Braut nach der Hochzeit einen ganzen Monat lang Met (Honigwein) trank, um ihre Fruchtbarkeit zu steigern. Honigwein wird auch eine aphrodisierende Wirkung nachgesagt – das soll die Zeit unmittelbar nach der Hochzeit noch prickelnder machen. Da Met damals noch aus Milch und Honig gewonnen wurde, nannte man sie auch die Zeit, in der Milch und Honig fliesst.

In vielen Kulturen ist Honig ein wichtiger Bestandteil der Trauungszeremonie. Im hinduistischen Brauch wird der erwartungsvolle Bräutigam vom Brautvater mit einem rituellen Getränk aus Honig und Joghurt empfangen. Das soll Glück bringen und ist ein Zeichen des Respekts.

Auch bei persischen Hochzeiten spielt Honig eine wichtige Rolle. Nachdem das glückliche Hochzeitspaar vermählt ist, tauchen sie jeweils ihren kleinen Finger in den Honig und füttern sich damit - die Ehe hat so im wahrsten Sinne des Wortes einen süssen Start!

Und noch ein schönes Bild: Ein Topf Honig, der für ein süsses Leben stehen soll.

Auch in unseren Breitengraden erfreut sich der Honig, bei Hochzeiten als Gastgeschenk, immer grösserer Beliebtheit.

Die Süsse von Honig hat die Menschen seit jeher verzaubert und auch seine wohltuende Wirkung war unseren Vorfahren früh bekannt. Schon um 400 vor Christus lehrte Hippokrates, der grosse griechische Arzt und Denker, dass Honigsalben gegen Fieber und Honigwasser gegen Ermüdung hilft. So tranken die erschöpften Athleten der ersten olympischen Spiele Honigwasser, um wieder zu Kräften zu kommen. Unzählige Mythen und biblische Texte handeln vom flüssigen Gold der Bienen oder künden verheissungsvoll von einem “Land, in dem Milch und Honig fliessen”.

Über die Zeit hat Honig in den Traditionen und Riten unterschiedlichster Kulturen einen wichtigen Platz eingenommen: Schönheit, Gesundheit oder auch ein langes Leben wurden dem regelmässigen Konsum von Honig zugeschrieben. Auch seine romantischen Eigenschaften gehen bis in die griechische Mythologie zurück.

Ambrosia (das Wort stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie «Speise der Götter»), der mythische Trank aus Nektar und Honig, soll den antiken Göttern nicht nur Kraft und Unsterblichkeit verliehen haben, sondern auch Schönheit.

Geht es in der römischen und griechischen Mythologie um die Liebe, darf Amor (bzw. Eros) natürlich nicht fehlen. Amor ist Gott und Personifikation der Liebe und der Sohn von Venus (bzw. Aphrodite), der Göttin der Schönheit, Liebe und sinnlichen Begierde. Und da der Lenz, wie man landläufig den Frühling gerne nennt, gerade wieder erwacht, alles grünt und blüht, lohnt es sich sicher, wie man früher sagte: «Auf Freiersfüssen» durch unseren Schlosspark zu wandeln, vorbei an den Bienenstöcken und wer weiss . . .

Was würde Amor wohl dazu sagen:

Freiersfüsse, das ist mein Stichwort. Herr Lenz hat mich mal wieder unterschlagen. Okay, er sorgt dafür, dass alles grünt und blüht und dass es wärmer wird, aber ich bin es, der die Hormone in Wallung bringt. Sie wissen doch längst, wer ich bin? Natürlich, Amor mein Name, früher nannte man mich auch Cupido. Meinen Liebespfeil haben Sie bestimmt auch schon mal gespürt. Euch Menschen muss man ja immer auf die Sprünge helfen ...»
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Dies ist der erste Artikel der Schlosszeit
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